Im Jahr 1916 wurde der Begriff Legasthenie von dem Neurologen Paul Ranschburg eingeführt. Im Jahr 1928 veröffentlichte er die Monografie „Die Lese- und Schreibstörung des Kindesalters“ mit zahlreichen Fallbeschreibungen. Da sich zuerst Mediziner mit dem Phänomen sehr schwerwiegender Lese- und Rechtschreibprobleme bei ansonsten unauffälligen Kindern beschäftigten, wurde zuerst nach neurologischen Ursachen gesucht. Vor ungefähr 40 Jahren wurde dieses Konzept von Lehrern und Pädagogen jedoch stark kritisiert und der Begriff der Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) eingeführt. Man wollte die betroffenen Kinder mit dem Begriff Legasthenie nicht stigmatisieren, sondern glaubte durch entsprechendes intensives Üben Fortschritte zu erzielen. Die Ursache Für die schwerwiegenden Probleme beim Lesen und Schreiben sahen die Pädagogen in schlechten Lernbedingungen und psychischen Problemen. Eine sehr große Anzahl an Forschungsergebnissen zeigte jedoch die Beteiligung neurologischer und genetischer Faktoren.
Probleme beim Lesen
- Auslassungen, Verdrehungen oder Hinzufügen von Buchstaben, Wortteilen und / oder ganzen Wörtern.
- Stockungen vor oder innerhalb von Wörtern
- niedrige Lesegeschwindigkeit
- Verlieren der Zeile, Startschwierigkeiten beim Vorlesen
- buchstabierendes Lesen, da das Zusammenschleifen von Buchstaben zu Lauten nicht gelingt
- Zum Teil Probleme beim Leseverständnis
Probleme beim Schreiben
- Auslassungen, Verdrehungen, Hinzufügungen von hörbaren und nichthörbaren Lauten.
- Verwechslungen ähnlich klingender Laute (wenn hörbar: d/t, g/k, b/p, e/ä, m/n).
- Räumliche Lageveränderungen von Buchstaben (selten).
- Zahlreiche Verstöße gegen die Orthografie (Konsonantenverdopplung, Dehnung)
Diagnostik
Vereinfachte Darstellung: Um festzustellen, ob wirklich eine Legasthenie vorliegt, wird ein normierter Rechtschreibtest, ein Lesetest und ein Intelligenztest durchgeführt. Die Ergebnisse werden miteinander verglichen und eine Differenz der T-Werte von mindestens 10 Punkten erwartet. Weiterhin müssen die Leistungen im Lese- und/oder Rechtschreibtest entsprechend schwach sein.
Gängige Rechtschreibtests sind der WRT, DRT und HSP. Bei den Lesetests dominiert der SLRT-II. Häufig eingesetzte Intelligenztests bei Kindern sind der HAWIK, der KABC und der CFT.
Therapie
Natürlich kann zu Hause geübt werden, doch Eltern sollten sich hier entsprechende Anleitung von einem erfahrenen Therapeuten holen. Eine Therapie für das Kind ist für die meisten Kinder unerlässlich, wenn möglichst große Fortschritte erzielt werden sollen. Die Materialien ähneln üblichen Grundschulmaterialien, werden jedoch exakt auf die Problematik des jeweiligen Kindes zusammengestellt und werden sehr viel intensiver bearbeitet. Trotz meist guter Fortschritte bleibt die Fehlerzahl beim Vorlesen und Schreiben erhöht.
Eine erste Übung zu Hause, kann das Lernen mit der Lernkartei sein. Eine Anleitung findet sich hier. Kann der Schüler ausreichend gut lautgetreu schreiben, können Übungen zu den einzelnen orthografischen Fehlerbereichen durchgeführt werden z. (d/t, e/ä). Finden sich noch deutliche Schwierigkeiten beim lautgetreuen Schreiben kann mit dem Rechtschreibtraining für die erste und zweite Klasse gearbeitet werden.